Samstag, 16. März 2024

Ein wichtiger Punkt

Dass meine Familie, in Form von Hansi in die Gastro geraten ist, und dafür fühle ich mich massiv mitverantwortlich, ist genau der Punkt, der mich am meisten ärgert.
Weil ich mit meinem Gastro-Schicksal nicht konform gehe, aber ich mich immer daran geklammert habe, Leute im Umfeld zu haben, die mich da rausheben.
Der Umstand, dass mein Vater, den ich vielleicht am meisten respektiere am meisten in der Gastro verhaftet ist von uns allen, scheisst mir da rein. Weil die traditionelle Orientierung in eine falsche Richtung zeigt.

Viele sind alt geworden, so wie wir alle alt werden.. und sie schauen sich an, was die Jüngeren so machen. Und da hab ich meinen Platz in der Gesellschaft eingenommen... als Wirt... sogar als sehr erfolgreicher Wirt... doch als Subjekt dieser Art bin ich nicht zufrieden... ich wehre mich sofort innerlich dagegen.

Ich bin stolz darauf, war wir geschaffen haben... was wir täglich leisten... aber das ist eine rein individuelle Sichtweise eines Mikrokosmos in einer Welt die eine Makro-Sichtweitse erfordert, die ich kann... aber die ich nicht in einer für mich befriedigenden Weise wahrnehme.

Kurz: ich mach alles eh gut, aber ich bin Teil des Problems... auch ich bin einer von denen die „nur überleben müssen“ und die im besten Fall anderen damit eine Freude bereiten.
Das passt schon... aber für mich persönlich ist es viel zu wenig.

Es ist mir zu wenig.

Es ist mir zu mediocre... „durchschnittlich“ ist ein viel zu unwertendes deutsches Wort. „Mediocre“ ist Mittelmaß... etwas, was du besser könntest, aber grad noch so hingebracht hast...

44 Jahre bin ich alt und sollte meine Zeit mit anderen Dingen zubringen. Ich sollte in der individuellen als auch in der sozialen Ebene andere Dinge machen. Ich bin auch nicht untätig, aber es ist trotzdem zu wenig.

Das Konzept der Routine macht mich fertig. Der Ansatz, dass man seinem Kind als gute Basis eine Regelmäßigkeit bieten sollte halte ich im Endeffekt für falsch. Es klingt „razonable“ eine Zeit lang, vor allem, wenn einem nix besseres einfällt... aber a la long ist es unbefriedigend und falsch. Alles wiederholt sich... die Wochenenden in der Puerta sind vorhersehbar... das Trinkverhalten ist nicht nur vorhersehbar sondern klar geplant. Montag und Dienstag ist eine Ruhe... Mittwoch wird gesoffen... Donnerstag samma apres und Freitag Samstag ist sowieso immer dings... und so verbringe ich in Wirklichkeit das letzte Jahrzehnt immer gleich.

Für das Kind ist das vielleicht nicht so falsch... es ist das Bild, dass man eine Basis schafft, wo das wachsende Geschöpf auf eine konstante Regelmäßigkeit setzen darf. Und das ist keineswegs selbstverständlich. In dem Meer von zerrütteten Familien oder übermotivierten Müttern und ignoranten Vätern ist ein konstanter Alltag das scheinbar beste, was du einem Kind, das in dieser krisengeschüttelten Welt (war sie jemals anders, war sie nicht immer schlechter als jetzt) bieten kannst.
Wenn man es empathisch sieht, ist es als Elternteil immer ein Spiel zwischen den eigenen Bedürfnissen und der maximal möglichen Spielwiese, die man der Zukunft, also dem eigenen Kind bietet.
Ich darf Max nicht zu sehr aufs aug drücken, wie ich selber bin. Aber ich darf auch nicht auf mich selbst vergessen.
Ich kann es von außen nicht beurteilen, aber ich glaube, dass ich ein zu prägnanter Vater bin. Ich bin der Held zuhause und ich habe zu oft recht. Ich kann gut argumentieren und ich habe immer für meine Handlungen eine gute Begründung... so gut, dass selbst wenn ich keine Begründung habe, es trotzdem geduldet wird. Das ist nicht gut.

Ich hab zu viele Freiheiten, die offensichtlich so eingeschränkt sind, dass ich die Freiheiten die ich habe, ich auch dezidiert so annehme... also bin ich Autorität. Da gibt es aber argumentativ nicht allzu viel einzuwenden, was aber jeglichen Widerstand schwierig, aber nicht obsolet macht. Denn nur weil ich meine Bedürfnisse begründen kann, heisst das nicht, dass für die Allgemeinheit nicht etwas anderes Konkretes in der Situation besser wäre.
Kurz: ich habe sehr oft, fast immer, recht... aber das führt nicht unbedingt immer zum richtigen Weg.
Ich denke empathisch, aber das bedeutet nicht immer real, dass das zum Wohl der anderen Menschen ist.
Ich habe viel zu wenige Antworten... ich habe ein sehr gutes Gefühl für Menschlichkeit. Allein aufgrund meiner Beschäftigung mit dem Holocaust habe ich ein katharsisch authentisches Verhältnis zur Menschlichkeit. Der Umstand, dass ich mir erst gestern gedacht habe, dass ich in meinem Leben wahrscheinlich nicht nach Auschwitz fahren kann, weil ich es nicht ertragen könnte, befriedigt mein eigenes Bedürfnis nach Menschlichkeit.
Die Fähigkeit, mich in andere (zumindest vermeintlich) hineinversetzen zu können, ist das, was ich an mir selber am meisten schätze, weil ich (durch meine Eltern) gelernt habe, die Argumentation meines Gegenübers anerkennen zu können.

Aber nur noch kurz... letzte Zigarette, letzter Soberano um 2:14 in der Puerta del Sol, allein:
Es ist die Routine, die mich fertig macht... das Vorhersehbare... der direkte Marsch in etwas, was zwar funktioniert, aber offenen Auges in die Krise läuft... vielleicht geht es sich für mich aus, aber nur grad noch. Aber als Lebensansatz ist das zu wenig.

Sonntag ist ruhig und von der Jahreszeit abhängig. Im Winter passiert meist gar nichts, eventuell Brunch im Tunnel. Im Sommer ein Ausflug in den Wald, eine Tour nach Leo oder total verrückt irgendeine andere Aktion, die zu einer vernünftigen Uhrzeit so endet, dass alle geduscht und angegessen am Sofa Richtung Wochenanfang entschlummern (und in meinem Fall verspannt am Sofa pennen).
Montag ist bürokratisch. Viel an Computer, was am Sonntag bewusst nicht wahrgenommen wurde und Planung, wie die Woche aussehen wird. Einkaufen, kochen, checken und abends mit Max gemütlich am Sofa irgendeinen nötigen oder unnötigen Blödsinn am Bildschirm anschauen. Dienstag ist unsichtbar... er ist zwischen Montag und Mittwoch. Eventuell Freiraum, eventuell Großkochaktion oder Ausnutzen, dass man Zeit hat, mal was zu machen, was schon lange nötig war in den alltäglichen Notwendigkeiten, wenn nix Wichtigeres anfällt. Am Mittwoch sind wir eh schon mitten drin... spätestens hier wir gekocht, abends meist getrunken. Donnerstag ist so wie Dienstag... ein Übergang, der manchmal kreativer, manchmal weniger kreativ ausfallen kann. Und dann ist schon wieder Freitag und nachher Samstag... und die sind eh immer gleich. Und dann ist schon wieder Sonntag.

Das gilt es zu durchbrechen. Carpe diem ist zu einem täglichen Motto und gleichzeitig zu einer leeren Phrase verkommen. Ich mache so viele Dinge... aber trotzdem habe ich das Gefühl, das profunde Gefühl, nicht immer, aber zu oft, meine Lebenszeit zur verschwenden.
In diesem Sinne für heute Prost und... mach was draus!

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