Nikolausi.... Osterhasi!
Jaja, jetzt ist es doch definitiv da, und ich wills auch gar nicht mehr länger leugenen:
Das Post-Projekt-Loch.
Ich habe mich lange danach gefragt, wie es sein würde, wie es aussehen könnte, ich hab mir lange vorgestellt, dass es sich einsam anfühlt, dass der Sinn fürs Aufstehen fehlt, dass der Antrieb fehlt, dass man traurig über einen Verlust ist... aber im großen und ganzen fühlt es sich einfach wie eine große asoziale Leere an.
Es ist gar nicht so spektakulär, es ist nicht Fisch nicht Fleisch. Mir geht es innerlich wirklich ziemlich gut, ich bin stolz, auf was wir gemacht haben, viele Menschen sind auf uns stolz, manche beeindruckt. Aber da ist diese Mischung aus Erschöpfung, die einen unglaublichen Willen nach permanentem Schlaf hegt, diese ganz sanfte Unruhe, die gar nicht unattraktiv einen in den Hintern zwickt und fragt, "Und jetzt? Jetzt liegt alles vor Dir, was macht Du damit?", da ist diese Freude darüber, wieder Zeit und Ruhe für sich selbst und Freunde zu haben und da ist dieses zutiefst asoziale Gefühl, dass ich weder mir selbst, noch meinen Freunden etwas zu sagen habe.
Ich kann keine klaren Gedanken fassen, weder nüchtern, noch angesoffen, noch bekifft. Mein Hirn ist wie eine Waschmaschine in der Schwemmphase, kurz vorm Schleudern.
Seit Tagen will ich Stefan schreiben, seit Wochen. Oft bin ich vor dem Mail gesessen... und mir ist einfach nichts eingefallen, oder mir ist einfach so viel eingefallen, dass ich nicht wusste, wo ich anfangen soll.
Es ist so viel passiert... Gestern bin ich um 5 in der Früh nach hause spaziert und habe mir gedacht, dass Vecinos Perdidos für mich noch nicht abgeschlossen ist, vielleicht muss ich das tun... so symbolisch halt, damit wieder Platz für etwas anderes ist.
Wenn Fernando mich fragt, ob wir das Projekt auch in anderen Städten hier machen wollen, reagiere ich innerlich vollkommen emotionslos und äußerlich lediglich desinteressiert, obwohl mein Mund sagt, "Passt! Schauma im Februar."
Gestern habe ich mir auch gedacht, dass es schon aufreibend genug gewesen wäre, wenn die Eltern und die Babs und Andi auf Besuch gekommen wären. Es wäre schon wirklich ganz oag gewesen, wenn wir ein Konzert im ND-Ateneo für Maria Bill veranstaltet hätten, und die auch tatsächlich gekommen wäre. Noch ärger wäre es gewesen, wenn zusätzlich zu Maria Bill noch der Peter Uray, der Dobrek, oder etwa der Werner Rotter, der Christian Panigl oder, fast schon übertrieben, der Adi Hirschal gekommen wäre.
Und ganz undenkbar und schon fast absurd wäre es gewesen, wenn mein universitäres und politisches Gewissen (keine Ahnung, ob das das richtige Wort ist), als Clemens Jabloner, Anton Pelinka, Hannah Lessing, Walter Manoschek, Fritz Stadler, dieses Komitee an österreichicher politischer Bildungsschicht auch noch gekommen wäre, ganz zu schweigen von Doron Rabinovici oder etwa Robert Schindel oder Käthe Kratz.
Und dass die dann alle in mein Buenos Aires kommen und.... mein Buenos Aires? Nein, Buenos Aires ist nicht "mein"... oder doch? egal.... Da hätten sich ja auch Argentinier interessiert...
Da wären dann der Präsident der argentinischen Kultusgemeinde dabei gewesen, namhafte Intellektuelle und Journalisten, die österreichische Botschaft, der Kulturstaatssekretär, der Intendent von Buenos Aires? Die Präsidentin? Nein, also wirklich... das wohl auch wieder nicht...
Und eine Menge an erwartungsvollen Ex(il)-Österreichern, Menschen die mit ihren Eltern vor 70 Jahren aus Österreich wegen ihrer jüdischen Herkunft fliehen mussten, mit denen wir ein Interviewprojekt gemacht hätten und denen ich/wir gegenüber die wohl größte Verantwortung übernommen habe/n.
So viel Lob, so viel Begeisterung, so viel Interesse, so viel Hoffnung, so viel.... Kritik? So viel von allem wäre das schon gewesen.
Und dann müsste man noch einen Platz finden, wo man diese Leute zusammenbringen könnte, und Themen, und ein Ambiente... Bilder? Kino?... undenkbar.... Video-Interviews, die im Radl rennen? Oder so eine schwindlige Idee, die Fassade einer Synagoge in Originalgröße als 38 m hohe Leinwand wieder aufzustellen; Schulklassen, die von ihren Lehrern zum Fragenstellen dorthin gekarrt werden, Pressekonferenzen, Radiointerviews, Fernsehauftritte, ich hätte ein gratis-Auto von Volkswagen bekommen, ein Dankesschreiben von der österreichischen Botschaft... und wir sind in der absoluten Absurdität angelangt... zurück zum Realistischeren:
Und wenn dann meine Familie dagewesen wäre und dann kommen auch noch Jutta und Kathrin... und die Ale, mit der die Situation ohnehin schwierig genug ist hätte sich des öfteren mit meiner Familie getroffen... und stell Dir vor, das wäre alles gemeinsam passiert.... nein.... das hält kein Kopf aus....
Und die Wahrheit ist, dass das alles und noch viel mehr passiert ist. Roberto war hier, wir haben über ein Monat im gleichen Zimmer geschlafen. Das alles und noch viel mehr hat so und ganz anders stattgefunden.
Es ist definitiv nicht einfach... nein, es ist definitiv sehr schwer, darüber, so einfach, Resümee zu ziehen.
Ich kann es nicht.
Jorge Hacker hat schon recht: "Du musst wirklich naiv sein, um das zu organisieren!" Es stimmt.
Und jetzt ist dieses danach, diese Gewissheit, dass das alles stattgefunden hat... ich kanns gar nicht glauben. Mehr noch als in den Gliedern sitzt mir die Erschöpfung im Hirn. Ich kann nicht gerade denken... Im Park sind die Spuren des Zeltes noch zu sehen. Mein Kontakt zu manchen Ex(il)-Österreichern hält an.
Wie die Tropfen, die der Wind nach einem Gewitter manchmal aus den Bäumen schüttelt plätschern noch ab und zu Anrufe, Rechnungen, Erledigungen ein. Doch wie bei den Windstößen nach einem Gewitter, versuch ich instinktiv trocken zu bleiben und frage mich gleichzeitig warum...
Es ist für mich unmöglich, ein Resümee zu ziehen, dazu ist noch viel zu viel zu verdauen... vielleicht ist dieser Eintrag ein Beginn, wie ein Schnaps oder ein Espresso nach einem Riesenasado.
Wie Sonnenstrahlen nach einem Sommergewitter dringen jetzt vereinzelt, aber immer öfter Fragen durch die Wolkendecke; Fragen, die mich wärmen, die trocknen, aber auch viele Fragen, die mich blenden... Und so stapfe ich zwischen Windstößen und immer häufigeren Sonnenstrahlen durch die jüngsten Wochen meines Alltags und kenn mich nicht aus.
War dieser Typ im Anzug in der Zelt-Oficina, der, sobald er die Tür geöffnet hat und den Weg zum Auditorio, oder zur Café-Bar zurückgelegt hat und mit 1000 Fragen, Leuten, Gesprächen, Glückwünschen, Problemen konfrontiert war, war das ich?
Und wenn ja, wie passt das mit dem heute zusammen? Muss es zusammenpassen? Geht es weiter? Oder ist es Zeit zum Richtungändern? Gibt es in Buenos Aires Zukunft? Was mach ich im Urlaub?
So viele Türen stehen offen... und so süß ist die Entscheidung, so süß diese Verlorenheit dazwischen. So süß auch diese Traurigkeit und selbstverliebte Melancholie des sich-allein-Fühlens und das so ernst zu nehmen.
All diese letzten Jahre hab ich mir vorgestellt, mir gewunschen, und auch Horror davor gehabt, dass sich Wien und Buenos Aires treffen, pardon, mein Wien und mein Buenos Aires... und das ist in einer Art und Weise passiert, die aus meinem Hirn einen tutti-frutti-Shake gemacht hat.
So unglaublich, was Hansi geleistet hat, und Carmen und Babs... So unglaublich, dass vor allem in Anbetracht dieser ganzen internen Schwierigkeiten in Wien das alles so geklappt hat; und umso verständlicher, dass man/ich nachher emotional tot ist.
Obwohl ab und zu ein Traum wie ein Schmetterling durch mein Leben segelt, würde ich mein Dasein dennoch als wunschlos, erschöpft, unsozial und müde bezeichnen.
Ich würde fast soweit gehen, dass ich mich einfach nach so einer Art mütterlichen Geborgenheit sehne, einem Platz, wo ich einfach zu 100% ich sein kann um zu fühlen, wer ich überhaupt bin... ein Platz zum Verarbeiten, ein Platz um Kräfte zu sammeln... Ein Bett mit weissen Laken, so wie in Bruchtal... um die Reise gestärkt fortsetzen zu können.
Ich will im Moment nicht alles, sondern ich will gar nichts.
Ich will niemandem erzählen, dass ich aus Österreich bin und dass ich vor drei Jahren hier eingetrudelt bin und blabla die ganze Story... ich will auch nicht, dass mich wer fragt "Und jetzt...?" Ich will nicht nach Wien, ich will nicht in Buenos Aires bleiben, ich will auch nicht reisen.... oder doch.... ich will nach Wien, ich will in Maure und bei Mostachita bleiben und ich will auch reisen....
Aber der Motor ist müde.
Als schon lang vor dem Projekt die Erschöpfung eingetreten ist hab ich mir das erste Mal in meinem Leben einen fixen Leitspruch gesetzt und ihn, soweit es möglich war bis zum Schluss eingehalten: "Alles kann schief gehen, aber Du musst funktionieren, egal was passiert!" Schalt dein Hirn ab und geh nun stur in die Richtung, die Du eingeschlagen hast, denn es gibt kein zurück... Funktioniere.
Und so wie man nach 5 Tagen Pamplona eine Zeit ohne fiesta braucht, weil man den Geruch von Wien, Bier, Schweiss und Rauch in jeder Pore spürt, so muss ich nun den Tribut für dieses Funktionieren zahlen.
Ein Monat ist es her, dass Vecinos Perdidos stattgefunden hat... und erst heute bin ich bereit dazu einen kleinen Schritt der Reflexion zu wagen.
Und ich schreibe das alles in Bezug auf mich selbst. Das ist kein Resümee des Projektes, das ist ein Resümee über mich selbst innerhalb des Rahmen des Projektes, das Projekt war viel mehr und waren viel mehrere Menschen... und auch wenn es zweifellos in diesem Projekt auch um mich/ um uns gegangen ist, dass so etwas wie "Herausforderung", "Machbarkeit", "Täume" und "Größenwahn" eine Rolle gespielt haben, wurde diese Veranstaltungsreihe doch für andere organisiert, und ich denke dass das auch so rübergekommen ist und vollkommen erfüllt wurde. Diese "zehn Minuten Ruhm", über die ich tendenziell hier schreibe sind ein winzig kleines Detail in all dem, was Vecinos Perdidos war und für andere Leute bedeutet, und mir ist es eigentlich unangenehm, dass ich dabei mein Ego nicht ganz ausklammern kann.
Das Leben ist zu viel für mich in diesem Moment... gestern bin ich auf Fernandos Geburtstagsparty gestanden, wischen tanzenden Menschen und war stocksteif... ich hab an Ale gedacht und an andere Mädls... und bin auch unfähig dazu, aufgrund meiner Situation mit Ale auch nur irgendein anderes Mädl anzutasten.
Obwohl ich körperlich an vielen Orten präsent bin, lebe ich momentan in meinem eigenen Schneckenhaus und warte pathetisch darauf, dass mich jemand hinauszieht.
Meine Hände sind klobig geworden, sodass mir das Gitarre spielen schwer fällt, deswegen tu ichs auch kaum. Mein Körper fühlt sich fremd und extrem verspannt an.
Draußen ist Sommer und ich liebe seinen Duft, und drinnen ist auch Sommer und wenn nicht dieser fragliche Idealismus da wäre, würde ich jetzt schon wieder schlafen gehen.
Um mich herum meine Mitbewohner, die großen Respekt vor mir haben, mit denen ich mich blendend verstehe und die ich sehr schätze und liebe, Nati mit Caro, Martin, mit dem ich mich gleich zum Abendessen treffen werde, Leute, die mich ständig (aus Botschaft, Vereinen, Künstlern, etc) einladen und beglückwünschen, Leute, die von meinem Asado begeistert sind, so viele Mädls, die drauf warten, dass ich einen Schritt in ihre Richtung mache, sei es auch nur für eine Kurz-Sommer-Romanze... und ich dazwischen, mir ist das zu viel.... und in Momenten, wo mir das zu viel ist, stelle ich den inneren Schalter wieder auf "Funktionieren" um... und mag das gar nicht....
hmmmm jetzt ist es schon wieder halb neun.... Samstag Abend... schaumamal......
Ein positiver Abschluss?
Naja.... im Prinzip hab ich ja nichts negatives gesagt... Und das ist wieder ein Klassiker... ich bin in einer Schneckenhaus-Verteidigungsposition....
Naja... Immerhin ist nun alles offen, und bei aller Erschöpfung darf ich nicht vergessen, dass es hier ja um Schmetterlinge, Sonnenstrahlen, und Windstöße nach Sommergewittern geht...
Naja, das war wohl nun ein Anfang....
LJF
PS: ROBEEEEEEEEAAAAAATOOOOOOOOOOOOOOO!!!!
Das Post-Projekt-Loch.
Ich habe mich lange danach gefragt, wie es sein würde, wie es aussehen könnte, ich hab mir lange vorgestellt, dass es sich einsam anfühlt, dass der Sinn fürs Aufstehen fehlt, dass der Antrieb fehlt, dass man traurig über einen Verlust ist... aber im großen und ganzen fühlt es sich einfach wie eine große asoziale Leere an.
Es ist gar nicht so spektakulär, es ist nicht Fisch nicht Fleisch. Mir geht es innerlich wirklich ziemlich gut, ich bin stolz, auf was wir gemacht haben, viele Menschen sind auf uns stolz, manche beeindruckt. Aber da ist diese Mischung aus Erschöpfung, die einen unglaublichen Willen nach permanentem Schlaf hegt, diese ganz sanfte Unruhe, die gar nicht unattraktiv einen in den Hintern zwickt und fragt, "Und jetzt? Jetzt liegt alles vor Dir, was macht Du damit?", da ist diese Freude darüber, wieder Zeit und Ruhe für sich selbst und Freunde zu haben und da ist dieses zutiefst asoziale Gefühl, dass ich weder mir selbst, noch meinen Freunden etwas zu sagen habe.
Ich kann keine klaren Gedanken fassen, weder nüchtern, noch angesoffen, noch bekifft. Mein Hirn ist wie eine Waschmaschine in der Schwemmphase, kurz vorm Schleudern.
Seit Tagen will ich Stefan schreiben, seit Wochen. Oft bin ich vor dem Mail gesessen... und mir ist einfach nichts eingefallen, oder mir ist einfach so viel eingefallen, dass ich nicht wusste, wo ich anfangen soll.
Es ist so viel passiert... Gestern bin ich um 5 in der Früh nach hause spaziert und habe mir gedacht, dass Vecinos Perdidos für mich noch nicht abgeschlossen ist, vielleicht muss ich das tun... so symbolisch halt, damit wieder Platz für etwas anderes ist.
Wenn Fernando mich fragt, ob wir das Projekt auch in anderen Städten hier machen wollen, reagiere ich innerlich vollkommen emotionslos und äußerlich lediglich desinteressiert, obwohl mein Mund sagt, "Passt! Schauma im Februar."
Gestern habe ich mir auch gedacht, dass es schon aufreibend genug gewesen wäre, wenn die Eltern und die Babs und Andi auf Besuch gekommen wären. Es wäre schon wirklich ganz oag gewesen, wenn wir ein Konzert im ND-Ateneo für Maria Bill veranstaltet hätten, und die auch tatsächlich gekommen wäre. Noch ärger wäre es gewesen, wenn zusätzlich zu Maria Bill noch der Peter Uray, der Dobrek, oder etwa der Werner Rotter, der Christian Panigl oder, fast schon übertrieben, der Adi Hirschal gekommen wäre.
Und ganz undenkbar und schon fast absurd wäre es gewesen, wenn mein universitäres und politisches Gewissen (keine Ahnung, ob das das richtige Wort ist), als Clemens Jabloner, Anton Pelinka, Hannah Lessing, Walter Manoschek, Fritz Stadler, dieses Komitee an österreichicher politischer Bildungsschicht auch noch gekommen wäre, ganz zu schweigen von Doron Rabinovici oder etwa Robert Schindel oder Käthe Kratz.
Und dass die dann alle in mein Buenos Aires kommen und.... mein Buenos Aires? Nein, Buenos Aires ist nicht "mein"... oder doch? egal.... Da hätten sich ja auch Argentinier interessiert...
Da wären dann der Präsident der argentinischen Kultusgemeinde dabei gewesen, namhafte Intellektuelle und Journalisten, die österreichische Botschaft, der Kulturstaatssekretär, der Intendent von Buenos Aires? Die Präsidentin? Nein, also wirklich... das wohl auch wieder nicht...
Und eine Menge an erwartungsvollen Ex(il)-Österreichern, Menschen die mit ihren Eltern vor 70 Jahren aus Österreich wegen ihrer jüdischen Herkunft fliehen mussten, mit denen wir ein Interviewprojekt gemacht hätten und denen ich/wir gegenüber die wohl größte Verantwortung übernommen habe/n.
So viel Lob, so viel Begeisterung, so viel Interesse, so viel Hoffnung, so viel.... Kritik? So viel von allem wäre das schon gewesen.
Und dann müsste man noch einen Platz finden, wo man diese Leute zusammenbringen könnte, und Themen, und ein Ambiente... Bilder? Kino?... undenkbar.... Video-Interviews, die im Radl rennen? Oder so eine schwindlige Idee, die Fassade einer Synagoge in Originalgröße als 38 m hohe Leinwand wieder aufzustellen; Schulklassen, die von ihren Lehrern zum Fragenstellen dorthin gekarrt werden, Pressekonferenzen, Radiointerviews, Fernsehauftritte, ich hätte ein gratis-Auto von Volkswagen bekommen, ein Dankesschreiben von der österreichischen Botschaft... und wir sind in der absoluten Absurdität angelangt... zurück zum Realistischeren:
Und wenn dann meine Familie dagewesen wäre und dann kommen auch noch Jutta und Kathrin... und die Ale, mit der die Situation ohnehin schwierig genug ist hätte sich des öfteren mit meiner Familie getroffen... und stell Dir vor, das wäre alles gemeinsam passiert.... nein.... das hält kein Kopf aus....
Und die Wahrheit ist, dass das alles und noch viel mehr passiert ist. Roberto war hier, wir haben über ein Monat im gleichen Zimmer geschlafen. Das alles und noch viel mehr hat so und ganz anders stattgefunden.
Es ist definitiv nicht einfach... nein, es ist definitiv sehr schwer, darüber, so einfach, Resümee zu ziehen.
Ich kann es nicht.
Jorge Hacker hat schon recht: "Du musst wirklich naiv sein, um das zu organisieren!" Es stimmt.
Und jetzt ist dieses danach, diese Gewissheit, dass das alles stattgefunden hat... ich kanns gar nicht glauben. Mehr noch als in den Gliedern sitzt mir die Erschöpfung im Hirn. Ich kann nicht gerade denken... Im Park sind die Spuren des Zeltes noch zu sehen. Mein Kontakt zu manchen Ex(il)-Österreichern hält an.
Wie die Tropfen, die der Wind nach einem Gewitter manchmal aus den Bäumen schüttelt plätschern noch ab und zu Anrufe, Rechnungen, Erledigungen ein. Doch wie bei den Windstößen nach einem Gewitter, versuch ich instinktiv trocken zu bleiben und frage mich gleichzeitig warum...
Es ist für mich unmöglich, ein Resümee zu ziehen, dazu ist noch viel zu viel zu verdauen... vielleicht ist dieser Eintrag ein Beginn, wie ein Schnaps oder ein Espresso nach einem Riesenasado.
Wie Sonnenstrahlen nach einem Sommergewitter dringen jetzt vereinzelt, aber immer öfter Fragen durch die Wolkendecke; Fragen, die mich wärmen, die trocknen, aber auch viele Fragen, die mich blenden... Und so stapfe ich zwischen Windstößen und immer häufigeren Sonnenstrahlen durch die jüngsten Wochen meines Alltags und kenn mich nicht aus.
War dieser Typ im Anzug in der Zelt-Oficina, der, sobald er die Tür geöffnet hat und den Weg zum Auditorio, oder zur Café-Bar zurückgelegt hat und mit 1000 Fragen, Leuten, Gesprächen, Glückwünschen, Problemen konfrontiert war, war das ich?
Und wenn ja, wie passt das mit dem heute zusammen? Muss es zusammenpassen? Geht es weiter? Oder ist es Zeit zum Richtungändern? Gibt es in Buenos Aires Zukunft? Was mach ich im Urlaub?
So viele Türen stehen offen... und so süß ist die Entscheidung, so süß diese Verlorenheit dazwischen. So süß auch diese Traurigkeit und selbstverliebte Melancholie des sich-allein-Fühlens und das so ernst zu nehmen.
All diese letzten Jahre hab ich mir vorgestellt, mir gewunschen, und auch Horror davor gehabt, dass sich Wien und Buenos Aires treffen, pardon, mein Wien und mein Buenos Aires... und das ist in einer Art und Weise passiert, die aus meinem Hirn einen tutti-frutti-Shake gemacht hat.
So unglaublich, was Hansi geleistet hat, und Carmen und Babs... So unglaublich, dass vor allem in Anbetracht dieser ganzen internen Schwierigkeiten in Wien das alles so geklappt hat; und umso verständlicher, dass man/ich nachher emotional tot ist.
Obwohl ab und zu ein Traum wie ein Schmetterling durch mein Leben segelt, würde ich mein Dasein dennoch als wunschlos, erschöpft, unsozial und müde bezeichnen.
Ich würde fast soweit gehen, dass ich mich einfach nach so einer Art mütterlichen Geborgenheit sehne, einem Platz, wo ich einfach zu 100% ich sein kann um zu fühlen, wer ich überhaupt bin... ein Platz zum Verarbeiten, ein Platz um Kräfte zu sammeln... Ein Bett mit weissen Laken, so wie in Bruchtal... um die Reise gestärkt fortsetzen zu können.
Ich will im Moment nicht alles, sondern ich will gar nichts.
Ich will niemandem erzählen, dass ich aus Österreich bin und dass ich vor drei Jahren hier eingetrudelt bin und blabla die ganze Story... ich will auch nicht, dass mich wer fragt "Und jetzt...?" Ich will nicht nach Wien, ich will nicht in Buenos Aires bleiben, ich will auch nicht reisen.... oder doch.... ich will nach Wien, ich will in Maure und bei Mostachita bleiben und ich will auch reisen....
Aber der Motor ist müde.
Als schon lang vor dem Projekt die Erschöpfung eingetreten ist hab ich mir das erste Mal in meinem Leben einen fixen Leitspruch gesetzt und ihn, soweit es möglich war bis zum Schluss eingehalten: "Alles kann schief gehen, aber Du musst funktionieren, egal was passiert!" Schalt dein Hirn ab und geh nun stur in die Richtung, die Du eingeschlagen hast, denn es gibt kein zurück... Funktioniere.
Und so wie man nach 5 Tagen Pamplona eine Zeit ohne fiesta braucht, weil man den Geruch von Wien, Bier, Schweiss und Rauch in jeder Pore spürt, so muss ich nun den Tribut für dieses Funktionieren zahlen.
Ein Monat ist es her, dass Vecinos Perdidos stattgefunden hat... und erst heute bin ich bereit dazu einen kleinen Schritt der Reflexion zu wagen.
Und ich schreibe das alles in Bezug auf mich selbst. Das ist kein Resümee des Projektes, das ist ein Resümee über mich selbst innerhalb des Rahmen des Projektes, das Projekt war viel mehr und waren viel mehrere Menschen... und auch wenn es zweifellos in diesem Projekt auch um mich/ um uns gegangen ist, dass so etwas wie "Herausforderung", "Machbarkeit", "Täume" und "Größenwahn" eine Rolle gespielt haben, wurde diese Veranstaltungsreihe doch für andere organisiert, und ich denke dass das auch so rübergekommen ist und vollkommen erfüllt wurde. Diese "zehn Minuten Ruhm", über die ich tendenziell hier schreibe sind ein winzig kleines Detail in all dem, was Vecinos Perdidos war und für andere Leute bedeutet, und mir ist es eigentlich unangenehm, dass ich dabei mein Ego nicht ganz ausklammern kann.
Das Leben ist zu viel für mich in diesem Moment... gestern bin ich auf Fernandos Geburtstagsparty gestanden, wischen tanzenden Menschen und war stocksteif... ich hab an Ale gedacht und an andere Mädls... und bin auch unfähig dazu, aufgrund meiner Situation mit Ale auch nur irgendein anderes Mädl anzutasten.
Obwohl ich körperlich an vielen Orten präsent bin, lebe ich momentan in meinem eigenen Schneckenhaus und warte pathetisch darauf, dass mich jemand hinauszieht.
Meine Hände sind klobig geworden, sodass mir das Gitarre spielen schwer fällt, deswegen tu ichs auch kaum. Mein Körper fühlt sich fremd und extrem verspannt an.
Draußen ist Sommer und ich liebe seinen Duft, und drinnen ist auch Sommer und wenn nicht dieser fragliche Idealismus da wäre, würde ich jetzt schon wieder schlafen gehen.
Um mich herum meine Mitbewohner, die großen Respekt vor mir haben, mit denen ich mich blendend verstehe und die ich sehr schätze und liebe, Nati mit Caro, Martin, mit dem ich mich gleich zum Abendessen treffen werde, Leute, die mich ständig (aus Botschaft, Vereinen, Künstlern, etc) einladen und beglückwünschen, Leute, die von meinem Asado begeistert sind, so viele Mädls, die drauf warten, dass ich einen Schritt in ihre Richtung mache, sei es auch nur für eine Kurz-Sommer-Romanze... und ich dazwischen, mir ist das zu viel.... und in Momenten, wo mir das zu viel ist, stelle ich den inneren Schalter wieder auf "Funktionieren" um... und mag das gar nicht....
hmmmm jetzt ist es schon wieder halb neun.... Samstag Abend... schaumamal......
Ein positiver Abschluss?
Naja.... im Prinzip hab ich ja nichts negatives gesagt... Und das ist wieder ein Klassiker... ich bin in einer Schneckenhaus-Verteidigungsposition....
Naja... Immerhin ist nun alles offen, und bei aller Erschöpfung darf ich nicht vergessen, dass es hier ja um Schmetterlinge, Sonnenstrahlen, und Windstöße nach Sommergewittern geht...
Naja, das war wohl nun ein Anfang....
LJF
PS: ROBEEEEEEEEAAAAAATOOOOOOOOOOOOOOO!!!!
AlVince - 6. Dez, 21:32