Dienstag, 12. Februar 2008

Einer dieser Momente

Ich sitze gerade im dritten Stock vom NIG, im Institut für Philosophie der Universität Wien und warte darauf, dass irgendwann Franz Wimmer, mein Betreuer kommen wird, um mir meine Diplomarbeit offiziell zu benoten.

In der Tasche neben mir zwei Exemplare meiner Arbeit, beide gebunden, beide unterschrieben, einfach fertig. In einer Mappe daneben befindet sich mein Maturazeugnis, meine Diplomprüfungszeugnisse und sonstiger Kram.

Einfach ein historischer Augenblick für mich, auch wenn er sich momentan nur ansatzweise so anfühlt.
Ich habe Fotos von der Uni gemacht und wurde dabei (in Kombination dieser tendenziellen Einsamkeit meines vorigen Beitrags) so richtig sentimental. ;-)

Die Arkaden der Hauptuni, der renovierte Dreck des NIG... die Gänge, der Geruch nach Aschenbecher, die hunderttausend Meter Tixo, die an den Wänden kleben. Anhand der Erstsemestrigen, die wahrscheinlich gar keine Erstsemestrigen sind, sondern bereits den ersten Abschnitt fertig haben, merke ich wie lange ich schon studiere und vor allem, wie lange ich schon nicht mehr aktiv am Institut war. Dass ich mir alt vorkomme wäre übertrieben, aber die anderen kommen mir auf jeden Fall jung vor. Jeder ehemalige Kollege, der hier außerdem herumrennt ist, obwohl er relativ unbekannt ist wie ein alter Freund, und die Möglichkeit des Gespräches, die man über Jahre hinausgeschoben hat, wird jetzt wahrgenommen, denn unter Umständen ist es die letzte.
Jeder aus meinem Jahrgang, der jetzt noch hier herumrennt ist mehr oder minder in einer Endphase. Jeder rennt herum und muss Formulare von einer Seite auf eine andere Seite tragen, weil er/sie irgendwas einreichen muss, entweder eine Arbeit, ein Stipendium, Karenz, Beurlaubung oder hundert andere Dinge.

Ich bin auch ohne es zu wollen extra-freundlich zu den Sekretärinnen, nicht weil sie mir so sympathisch wären, aber weil es eben meine Form der Verabschiedung von einer Institution ist.
Es ist wie das Ende von Teil eins eines Films, bei dem es durchaus möglich ist, dass es einen zweiten geben wird, aber lange noch nicht sicher.

Schaumamal... aber in jedem Fall ein gutes Gefühl!

Leicht Jung Frisch

Schaasquargel!

Es ist schon komisch... alles ist komisch... Es ist einer der Momente, in denen alles gut ist oder ein sollte, weil die äußeren Zeichen genau drauf hinweisen. Und dann erkennt man, warum es immer heißt, dass man sich nicht an der Umwelt orientieren darf. Denn die äußeren Zeichen überdecken in dem Fall genau das, was drinnen läuft. Und innen habe ich das Gefühl permanenter Erschöpfung.
Ich habe ständige das Gefühl, dass ich aus dem letzten Loch pfeiff. Und genau dann, wenn gerade so viel Kraft da ist, um sich zum Erholen zu überwinden, verwendet man das bisschen, das da ist, vollkommen leichtfertig.
Es ist eine Mischung aus Verpflichtungen, von denen man genau weiß, das sie nicht wirklich sind, die man aber "zur Sicherheit" trotzdem in vollster Bejaung erfüllt (welch gute Definition des Bobo-Daseins) und dem eigenen Verlangens nach Kreativität, Erfüllung und Frieden.
Nichts mehr als Frieden wünsch ich mir. Frieden, der mir die Frechheit gibt, die mir das Leben scharf macht; der Konflikte und Herausforderungen in ganz anderem Licht erscheinen lassen.
Ich glaube, das berühmte Erwachsen Sein beruht genau auf diesem Punkt: auf der Ambivalenz zwischen naiv-kritischem Hinterfragen von Notwendigkeiten und der Abgeklärtheit, sie aus einem überzeugendem Grund kompromissbereit hinzunehmen. Und die Sehnsucht, die sich dazwischen, abspielt nennt man dann Sozialromantik.
So viel ist vor mir, und so viel unverarbeitetes liegt hinter mir. Bei si vielenen Dingen hab ich das Gefühl, dass ich da "jetzt amal halt durch muss", dass die Dinge, die einer der Endpunkte, die "da durch" bedeuten, nur noch sehr undeutlich und vage erscheinen.
Ich habe das permanente Gefühl, noch mehr machen zu müssen, noch tiefer zu gehen. Und unglaublich schizophrenerweise merke ich das selbst währenddessen und, als wären es Narziss und Goldmund, herrscht ein subversiver Existenzkampf zwischen stoischer Ruhe und dem Ideal der letitia.
Arg ist es halt und ich fühl mich oft, als wäre ich mitten im Leben, aber als würde ich grad fernab existieren, als ob ich eine kritische Distanz dazu hätte.
Aus Unerfülltheit selbstverständlich. Aus dem ständigen Wissen, erschöpft und immer erschöpfter ins Bett zu gehen, aber dabei immer unerfüllter zu werden. Indirekt proportional, wenn es laut Milchmädchenrechung direkt proportional sein sollte.
Hmmm... aber es hat was!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Zufallsbild

BuchcoverVN

Aktuelle Beiträge

Ein wichtiger Punkt
Dass meine Familie, in Form von Hansi in die Gastro...
AlVince - 16. Mär, 02:39
Neunter Jänner
Knapp vor den 40... und eigentlich vorher völlig unterbewusst...
AlVince - 9. Jan, 01:18
Sommer 2019 - für die...
Ich hatte einen großartigen Sommer, auch wenn ich jetzt...
AlVince - 5. Okt, 12:44
Gedenken an den Pogrom...
Die zionistischen Geldjuden waren es, die Rothschilds...
AlVince - 9. Nov, 12:37
Fuenfunddreissig
Fuenfter Maerz 2015, es war schon der dritte Geburtstag,...
AlVince - 5. Mär, 17:21

Archiv

Februar 2008
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
28
29
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 7190 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Mär, 02:39

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren