Mittwoch, 28. März 2007

Buenos Aires heute:

So, jetzt wirds wiedereinmal Zeit fuer einen reflexiven Eintrag.
Eine Reflexion ueber den Alltag und das Gefuehl, das mich dabei begleitet, ueber Freuden und Zweifel, ueber Freunde und Einsamkeit...

Es ist im Prinzip so, dass ich eigentlich ein neues Weblogg eroeffnen muesste, wenn ich tatsaechlich das ausdruecken will, was ich fuehle. All die Eintraege des vergangenen Jahres sind voller Zweifel und voller Probleme... und ich denke, dass das auch fuer die Vergangenheit zutreffend ist.
Doch allerspaetestens seit ich aus Junin zurueckgekehrt bin ist alles anders. Langsam aber stetig hat sich in mir viel veraendert.
Die Gewohnheit ist ein Hund.
Ich habe mich an diese Stadt gewoehnt, habe sie zu verstehen gelernt, soweit man sie eben verstehen kann. Meine (zugegebenermassen) aggressive Abwehrhaltung gegenueber vieler Dinge hier ist einer verstehenden Arroganz gewichen hehe.

Nein, das klingt alles schon wieder zu "schwer" oder zu "melancholisch".
Es is einfach leiwand hier und Punkt. Die Kombination der Umstaende plus meiner Laune sind einfach seit langer Zeit selbstbewusst und gut. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich schon lange nichts geschrieben habe...

Langsam bewege ich mich hier wirklich wie zu hause. Ich habe einen Freundeskreis, ich gehe viel fort und fuehre ein weitgehend unabhaengiges Dasein. Z.B. Nati ist mir unglaublich ans herz gewachsen und wenn ich irgendwanneinmal von hier wegfahren werde, wuerde/wird sie mir wohl sehr abgehen.

Doch das wichtigste, das was eigentlich das Selbstbewusstsein ausmacht ist, dass ich mich nicht nur einfach "assimiliert" habe an die "porteño"-Art des Lebens, sondern dass ich genau fuer das stehe, was ich bin, dass die Leute mich auch fuer genau dieses individuelle Dasein moegen und respektieren und auch schaetzen.

Job-maessig bin ich in demselben Dilemma wie immer, doch sobald man soziale Connections hat, hat man nicht mehr so viel Angst davor, einfach ins Leere zu fallen.

Weiters existiert dieses grossartige Projekt, das hoffentlich 2008 realisiert werden wird. Und ich sage auch: Egal was passiert, sollte diese Projekt was werden, werde ich gerne zumindest bis zum Projektende hier leben.

Die Erkenntnis, dass die Welt nicht dichotom ist, wird immer profunder. Sie teilt sich nicht in "Wien oder woanders", sondern in "Wien und unendlich viele Punkte der Welt, die alle anders interpretiert werden muessen". Eine Erkentnis die simpel klingt, aber hoechst kompliziert ist.
Letztes Wochenende habe ich mich mit Ariel getroffen, einem Freund, der obwohl wir einander sehr sehr selten sehen, mir sehr nahe steht. Ich habe ihn in Mexico kennengelernt, als ich in Palenque gearbetet habe. Dann habe ich ihn in Tulum wiedergetroffen, ueber ihn habe ich Mari kennenglernt, und ueber Mari habe ich schliesslich Ale kennengelernt.
Das naechste Mal habe ich ihn 1,5 Jahre spaeter in Buenos Aires getroffen und dann eben letztes Wochenende.
Logischerweise verfallen wir immer wieder in Mexico-Schwaermerei, in Plaene, in Sehnsuechte.
In einem Moment bin ich vor mir selbst erschrocken, wie weit diese ganze Zeit, diese Gefuehle, dieser Groessenwahn eigentlich von mir weg ist und kurzfristig bin ich traurig geworden, eine klassische melancholische Traurigkeit, im Sinne von etwas, was man nahe hatte, was man vermisst, wo man einfach weiss, dass das ein nocht nicht abgeschlossenes Kapitel im Leben ist.
Doch im weiteren Verlauf des Gespraeches ist mir Folgendes klar geworden: Die Ueberaschung der Ferne ist einer wichitgen Erkenntnis gewichen.
All meine tranqilidad ist vergangenes jahr zum Teufel gegangen, genau, weil ich eben in einer Grosstadt lebe und innerlich gedacht habe, dass ich eigentlich im Urwald leben sollte. Wuensche ungleich bewusste Realitaet ergibt Melancholie. Jez habe ich mich aber gefragt, ob das, was ic hier mache, was ich hier fuer mich sleber erreicht habe (was sowohl innerlich als auch ausserlich sehr sehr sehr viel ist, von Spanischlernen bis zu Leben aufbauen (ein Thema ueber das ein ganzes Literaturgenre existiert), Auslaenderdasein , Anhaengikeit-Unabhaengigkeit, Sich behaupten ohne dabei in Konkurrenzkaempfe zu verfallen etc etc).
Es waere einfach unfair demgegenueber, was hier in den letzten 1,5 Jahren (es war oft schwer, aber genauso wie es schwer und laestig ist, eine Dipomarbeit zu schreiben) passiert ist.
Ich habe so viel gelernt, es ist so viel in meinem Leben hier weitergegangen.
Als ich im Sommer nach Wien gefahren bin und gefragt wurde "Wenns dort so schlecht ist, warum faehrst du dorthin zurueck?"
habe ich geantwortet: "Ich fahre deswegen zurueck, weil gerade ein Punkt erreicht ist, an dem ich mich wohl fuehe, und ich moechte nicht dass meine Zeit in BsAs nur Kampf etc war, sondern eben auch die Fruechte der Muehe ernten."
Well, genau das ist passiert. Es rennt hier momentan alles, es passt alles. Ich fuehle mich wohl. Ich habe ihnen die Wadln firegrichtet. hehe

Und was hat das alles mit Mexiko zu tun?
Das Leben ist voller Entscheidungen (ein Satz bei dem ich fast Kotzen muss hehe). Und ich habe aber jedenfalls die Entscheidung getroffen, mir hier ein Projekt aufzubauen, nicht weil Buenso Aires meine Traumstadt ist (Wien st ja auch nicht meine Traumstadt), sondern weil eine Verstrickung von Umstaednen mich hergefuehrt hat. Und da wollt ich mirs auch selber zeigen, dass ichs kann.
Und dieses Projekt zahlt, egal ob das jetzt die Liebe, eine Diplomarbeit oder die Synagoge betrifft.
Wichtig ist die tranquilidad, die Zuversicht.
Ich werde diese Projekte machen und ich will sie gutmachen. Die Diplomarbeit ist in ihrer Hauptphase udn ich will sie so schnell wie moeglich fertigmachen.
Die Diplomarbeit wurde fuer mich zu einem Symbol fuer mei Dasein hier. Ich habe mit ihr angefangen, wissend, wie ich sie schreiben will, wie ich sie anpacken will aber ohne irgendeine Idee ueber was ich eigentlich schreibe (inhaltlich). Ich bin nach Buenos Aires gekommen mit der Ueberzeugung, dass ich hier sein will und auch in vollem Bewusstsein, wer ich bin. Aber auf was ich mich da einlasse, war mir vollkommen unbekannt. Und genau diese gesprenstische Unbekanntheit, die dunkle Monstrositaet des Themas udn der Stadt hat mich in Panik und Abwehrhaltung versetzt. Eben nicht tranquilo.
Jetzt kenn ich mich aus, soweites notwendig und gut ist, sowohl mit der DA als auch mit Buenos Aires. Die Angst ist einer Lust gewichen. Das Gefuehl zu klein zu sein ist einem Gefuehl noch groesser zu sein gewichen.
Natuerlich gibt es Probleme, Alltagsprobleme, wie koennte es anders sein, ich bin ein Wiener (habe das noergeln im Blut) und lebe im Noergelzentrum der Welt. Um mich mit der Wlet hier auseinandersetzen zu koennen muss man noergeln hehe.
Es passt einfach... es passt, und auch wenn ich mich selbst immer wieder auf Apathie untersuche, muss ich zugeben, dass das mehr ein natuerlicher Schutzmechanismus ist um ja nicht in Selbstbeluegerei zu fallen.
Seit Jahren mach ich das was ich will, und eigentlich ist es unerklaerlich warum das irgendwann anders sein sollte.
All die Zeit seit spaetestens 2003 hat mich derartig viel Unabhaengigkeit (nicht unbedingt nur von Menschen) gelehrt, dass ich eigentlich vor tranquilidad strotzen sollte.
Well, es ist eben auch ein Umstand, dass man die Welle nicht geniesst wenn man am Ertrinken ist, oder eben das Gefuehl hat, wenn man sich haltlos fuehlt.

Ich muss eben nur sagen: Es sind hier zwar keine Palmen gewachsen udn es regnet auch kein Geld vom Himmel, aber ich habe schon vor laengerer Zeit Halt gefunden... die tranquilidad hat wieder langsam ihren Platz in meinem Leben gefunden. Die Zuversicht steht im Fruehling. Es ist gut. Es geht ordentlich was weiter.
Und auf Basis dessen, kuendigt sich auch langsam wieder diese Portion Groessenwahn an, die so gut schmeckt im Leben.
Die einzige (relativ platte aber wahre) Erkenntnis ist, dass man eben den Zeiten ihren Platz lassen muss. Die Vergangenheit ist gut und sehr wichtig und wirkt sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft, dennoch muss sie Vergangenheit bleiben, wesenhaft. Die Zukunft ist ebenfalls wichtig, fuer gegenwart und auch fuer die Vergangenheit, doch sie ist eben etwas, was jetzt nicht ist. Und well, die Gegenwart... ist genau der Moment, in dem ich das hier schreibe, der Moment an dem ich Entscheidungen treffe, der nicht auf neurotische Art und Weise Vergangenheit oder Zukunft werden darf.
Und genau in diesem Zusammenhang: hier und jetzt und in letzter Zeit und in naechster Zeit: passt alles!

Und warum ich das solange erklaere? Weil ich selber dran zweifle? Weil ich es selbser nciht glauben kann? hehe nein... Weil das ein Noerglertagebuch ist und ich ueber lange Zeit vie geschimpft habe.
Buenos Aires ist eine Scheissstadt. Und mittlerweile sag ich das in dem gleichen Tonfall, wie ishc das frueher auch ueber Wien gesagt habe, und in Wirklichkeit habe ich Wien sehr gerne hehe.

Das Treffen mit Ariel hat mir wiederamal gezeigt, dass einem sooo viele oage Sachen passieren wenn man amal damit angefangen hat von zu hause aufzubrechen, aus der vertauten Umgebung hinauszugehen. Innerhalb von einer Woche koennen essentiell sooo viele Dinge passieren. Oft hat mich das hier beunruhigt, doch ich muss zugeben: Eigentlich ist das der Grund, warum ich aus Wien weggegangen bin.
Diese Erfahrung hat in keinem Lebenslauf Platz und das beweisst, das Lebenslaeufe nix wert sind, denn fuer mich (nicht fuer die Menschheit, sondern fuer mich selbst) ist es genau das, was das (mein) Leben ausmacht. Was kann einem besseres im Leben passieren als dass man ueber den Erdball verteilt Freunde hat, dass man an vielen Plaetzen dieser Welt sich tatsaechlich zu hause fuehlt. Die "Neurose der Reichen" ist, dass sie alle Moeglichkeiten haben und sich aber fuer nix entscheiden koennen. Das Dilemma der Armen ist, dass sie keine Entscheidung haben, und dass andere fuer sie (direkt oder indirekt) entscheiden.
Nun gehoere ich nuneinmal zu den Reichen, das heisst, mach was draus.
Und ich denke, das tu ich. Dank mir selber und dank vieler Menschen die ich sehr gerne habe und die direkt oder indirekt sehr viel fue rmich tun, was ich auch zu schaetzen weiss.
Ha, und bevor ich jez noch vor Ruehrung zu weinen beginne und eine "Special Thanx"-Liste erstelle hoer ich lieber auf.

Subchamula

Ein fettttes Leicht Jung Frisch...

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