Donnerstag, 11. Dezember 2008

Fin de año

Diese ganzen Treffen und Fiestas de Fin de Año haben schon ihren kleinen Sinn. Da trifft man sich mit Menschen, die mit dem Projekt zu tun gehabt haben, egal obs Ex(il)-Österreicher sind, oder Hackler oder Lieferanten, jeder einzelne zeigt mir, dass ich das alles doch nicht nur geträumt habe. Mit jedem kann man ein bisschen über das Geschehene resümieren und well... langsam aus dem Loch wieder aufsteigen.
Zuversicht wird deutlicher, vor allem angesichts einer Reise, die ansteht... ein Satz, der aus einem Horoskop stammen könnte.
Ja, so wies heute aussieht würde ich gerne nach Buenos Aires zurückkehren, für ein neues Kapitel... wie und warum und wann ist mir recht unklar, aber es heißt Fühler ausstrecken.

Mientras wirds Bolivien werden, und gestern habe ich mit Martin beschlossen, dass ich/wir auch in Bolivien bleiben werden. Ich denke, das ist die beste Lösung. Das wichtigste ist, einmal raus aus der Stadt zu kommen, den Geruch der Straße zu schnuppern und sehen, wie ich ihn verdaue, wie er mir schmeckt.

In meinem Hirn gehts auf und ab. Es geht mehr auf als ab, doch manchmal reicht ein ruhiges Lied, oder ein Moment der Planlosigkeit und aus irgendeinem unerfindlichen Grund fühle ich wieder diese Leere.
Das Seltsame an der Leere ist, dass sie mir ziemlich egal ist, gleichgültig steh ich ihr gegenüber, mit irgendsoeiner Zuversicht, von der ich nicht weiß woher sie kommt, aber sie ist da.
In meinem Hinterkopf die Unruhe, dass ich noch so viel zu tun habe, woher die kommt, ist mir auch nicht klar.
In meinen Träumen oft Hintergedanken, dass ich in einen riesen Fettnapf steige, ein Fettnapf, der im wachen Zustand nicht nachvollziehbar ist.
Meine Tage sind voll mit Treffen, Nacharbeiten, Fortschritten, guten Begegnungen, doch dann sind da plötzlich Momente profunder Einsamkeit.
In meiner Brust so tiefer Stolz, der die ganze Zeit von verschiedensten Leuten auf verschiedenste Art und Weise, per Mail, persönlich, übers Mikrophon, indirekt, mit Blicken genährt wird. In meinem Gewissen ein lästiger Zweifel, dass dieser Stolz nicht gut ist, dass dieser Stolz um einen Deut zu arrogant ist.
Vielleicht ist das die Erklärung: So lange hab ich darauf bestanden, dass dieses Projekt den verlorenen Nachbarn und nur ihnen gewidmet ist. So lang habe ich drauf so viel Wert gelegt, dass das alles keine Selbstbeweihräucherung ist und nicht werden darf. Und jetzt sitze ich bei einem Fin-de-año-Frühstück mit 300 sobrevivientes und die Moderatorin erwähnt die autoridades, die anwesend sind und gleich nach der österreichischen und rumänischen Botschaft sagt sie dass die "profesionales" anwesend sind, die Vecinos Perdidos, dieses so unglaublich wichtige und außergewöhnliche Projekt dieses Jahr organisiert haben, das so vielen Leuten so viel bedeutet hat und bedeutet.
Im Brief der Botschafterin steht:

"Jetzt, da das Projekt "Verlorene Nachbarschaft, Buenos Aires - Wien 2008" zu Ende gegangen ist möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen um Dich aufrichtig für all das zu beglückwünschen, was Du als Projektleiter während dessen Organisation erreicht hast. Deine permanente Widmung, ohne Mühen zu scheuen, Deine Sympathie und Talent im Umgang mit Leuten waren wichtig für den enormen Erfolg, den die Veranstaltung hatte. Dank Deiner Vermittlungsfähigkeit und Effizienz wurde die Verwirklichung des Projektes ohne größere Schwierigkeiten in 2 ununterbrochenen Wochen möglich. Die unumgänglichen logistischen und organisatorischen Herausforderungen wurden von Dir mit großer Professionalität gehandhabt.
Ich glaube, dass wir als Österreicher uns gut vertreten gefühlt haben, vor allem in Anbetracht der menschlichen Wärme, die diejenigen gespürt haben, die während jener dunklen Jahre die Opfer waren. Ich bin sicher, dass der Kontakt zu einer jungen, engagierten Person, wie Du es bist, sie überaus gefreut hat.
Die Veranstaltung wird allen Teilnehmern als etwas Außerordentliches und Großartiges in Erinnerung bleiben."

Und auch wenn mich das extrem freut, ist es mir wirklich unangenehm. Es fühlt sich wie Ehre an, die mir gar nicht gebührt, obwohl der Gedanke Blödsinn ist.
Nein, ich glaube ich halte es nur für unrecht, für ein Gedenkprojekt, das an ein extrem negatives Ereignis erinnert, das Opfern gedenkt, das Traumata aufzeigt und Versäumisse und Mägel, bei dem so viele Menschen für dessen Erfolg verantwortlich waren, bei dem gerade die Vielfalt ausschlaggebend für das Funktionieren war, da halte ich es moralisch für unrecht, "Lorbeeren" zu ernten... aber egal.... das ist ein derartig unschlüssiger Gedanke, den ich so überhaupt nicht rational begründen kann, dass ich es jetzt besser lasse. Wollt nur festhalten, dass er da ist und dass er oft präsent ist.

So oft bin ich dazu verleitet, Ale anzurufen und nach wie vor habe ich es nicht getan. Ich würde sie gerne treffen, so gerne... doch auch das ist ein blödsinniger Gedanke.
Und mein Kopf ist so durchgeschüttelt, dass es mir schwer fällt zu begründen, warum das ein blödsinniger Gedanke ist.
Wenn mich jemand fragt, warum ich sie anrufen will, dann weiss ich es nicht. Wenn mich jemand fragt, welchen Zweck das haben soll, dann sage ich: "Gar keinen".
Wenn darauf jemand sagt, dass ich sie doch einfach anrufen soll, dann sage ich auch "Nein" drauf. Warum? Weil ich nicht weiss wozu... weil ich keinen Scheiss bauen will, weil ich nicht will, dass ich wiedereinmal Dinge (für mich überaus klar) sage, und jemand andere Dinge hört. Weil ich genau weiss, dass das passieren würde und dass dann wieder auf einen Schlag alles extrem viel komplizierter wäre... Also lasse ich es lieber.
Und mir wird von vielen Seiten bestätigt, "Ja, dann lass es lieber".
Und das befriedigt mich auch nicht.
Aber warum sollt ich sie denn dann anrufen wollen, wenn ich mir so sicher bin, dass ich ihr a) weh tun könnte ohne es zu wollen und b) alles viel komplizierter werden würde? Weil sie mir abgeht....
hmmm... Geht sie mir ab, oder fühl ich mich einfach nur allein? Das ist eine sehr interessante Frage.
Sehne ich mich nach Ale oder sehne ich mich nur nach Nähe, Vertrautheit oder gar nur simpel nach Sex? naja......
Das gilt es herauszufinden. Kein besonders attraktiver Gedanke, kein besonders attracktives Thema um darüber nachzudenken gerade in einem Moment, wo man sich nach "einfachen" und "klaren" und "leicht-jung-frisch"-Themen umschaut und sehnt... However, jedenfalls so vergehen die Tage und ich rufe sie derweilen nicht an... und ihre Abreise nach Mexico rückt näher... und manchmal vergehen Tage, da will ich sie keinesfalls sehen und manchmal sehe ich sie im Messenger online und fühle mich so lächerlich und kindisch, dass wir einander gegenseitig sehen und keinen Kontakt haben... pfffffffffffff....
Eine dumme Situation, denn selbst jedem Rat eines Freundes oder einer Freundin würde ich recht geben und dann gleich innerlich oder direkt artikuliert widersprechen.
Dünnesdünnes Eis, die ganze Sache, denn ich hab ein schlechtes Gewissen satt... und zu einfach und einladend ist es, dass, sollte ich sie anrufen und es kommt ein Desaster dabei raus, oder nur eine simple Enttäuschung, dass ich (wieder) der Arsch bei der Sache ist. "Warum hast Du sie nicht in Ruhe gelassen? Das war doch von Anfang an klar!", jaja, das würden sie wahrscheinlich dann sagen... wer auch immer... und selbst wenn das Leute wären, die gar keine Ahnung haben, oder die mir wurscht sein könnten, würde ich doch denken, dass sie irgendwo recht haben... also nehme ich die Chamäleon-Position ein und halte still bis mir etwas einfällt.

Andere Mädl interessieren mich momentan überhaupt nicht... oder nein, das ist auch falsch, aber wenns soweit wäre, dann ziehe ich es vor, einfach nach hause zu gehen und mich der "Mach lieber nix, dan kannst auch keinen Scheiss machen"-Paranoia hingeben.
Doch auch was das betrifft bin ich aus irgendeinem Grund recht zuversichtlich, dass sich das bald in etwas anderes (mit oder ohne Ale) auflösen wird.
Nati hat mir resümierend Folgendes gesagt bei einem Gespräch: Du weißt recht genau, was Ale will, wonach sich Ale sehnt. Ja? Ja. Kannst oder willst Du dem entsprechen? Nein? Ich weiss nicht. Solang Du dazu "nein" oder "ich weiss nicht" sagst, ruf sie nicht an.
Ruf sie nicht an.....
Und so sage ich mir das öfter vor: Ruf sie nicht an... obwohl es mir gegen den Strich geht... aber ja... Ruf sie nicht an...

Es steht so viel an, und genau deswegen will ich das alles jetzt festhalten, denn wenn ich mir bei einer anderen Sache auch noch sicher bin, dann ist es, dass ich im April 2009 das alles hier ganzganzganz anders sehe. Und wenn ich wüsste, wie ich es sehen werde, oder wenn ich einen Verdacht hätte, dann wäre dieses "ganzganzganz anders" schon nicht wahr, denn ich weiss es wirklich nicht. ;-)

Ich hab Lust auf Bus, ich hab Lust auf Straße und ich hab Lust auf Meer.

Leichter, jünger und auch schon ein bisschen frischer

Ale

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Zufallsbild

homepagepict1776

Aktuelle Beiträge

Ein wichtiger Punkt
Dass meine Familie, in Form von Hansi in die Gastro...
AlVince - 16. Mär, 02:39
Neunter Jänner
Knapp vor den 40... und eigentlich vorher völlig unterbewusst...
AlVince - 9. Jan, 01:18
Sommer 2019 - für die...
Ich hatte einen großartigen Sommer, auch wenn ich jetzt...
AlVince - 5. Okt, 12:44
Gedenken an den Pogrom...
Die zionistischen Geldjuden waren es, die Rothschilds...
AlVince - 9. Nov, 12:37
Fuenfunddreissig
Fuenfter Maerz 2015, es war schon der dritte Geburtstag,...
AlVince - 5. Mär, 17:21

Archiv

Dezember 2008
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 7 
 8 
 9 
10
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 7190 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Mär, 02:39

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren